2020 begann für das Institut für Bildende Kunst optimistisch. Das internationale Kooperationsprojekt Metanarrativas mit der Facultat de Belles Artes der Universität Barcelona hatte im Marburger Kunstverein mit der gelungenen und gut besuchten Ausstellung seinen Höhepunkt erreicht. Soweit, so gut. Und jetzt? 2020 hat sich anders entwickelt. Nach der Ausstellung folgten Quarantäne, Gebäudeschließungen, Isolation, Nachrichten von Erkrankungen und Todesfällen, Abstandsgebote, zahlreiche massive Einschränkungen und Verbote. Diese Zäsur traf alle Lebensbereiche empfindlich, und nicht zuletzt brach das gewohnte kulturelle Leben zusammen. Auch das Studium der Bildenden Kunst bleibt bis auf Weiteres notwendigerweise nur eingeschränkt möglich. Online-Formate in der Lehre ermöglichen andere Optionen, ersetzen aber keineswegs den direkten Austausch und die künstlerische sowie technische Betreuung vor Ort. Die Ateliers und Werkstätten sind geschlossen, Studium und Lehre sind plötzlich auf die eigenen vier Wände reduziert und drohen sich in den unverbindlichen Weiten digitaler Verbindungen zu verlieren. Dennoch – und das ist alles andere als selbstverständlich – ist sehr viel Positives geschehen. Dank motivierter Studierender und eines engagierten Kollegiums wurden die neuen Herausforderungen angenommen und konstruktiv und erfolgreich genutzt. Bisher wurde im Sommer traditionell anlässlich der Nacht der Kunst die Jahresausstellung der Masterstudierenden des Instituts für Bildende Kunst eröffnet und damit deren künstlerisches Forschen sichtbar und deren Leistungen angemessen gewürdigt. Die Nacht der Kunst entfällt, auch eine Ausstellung in den Masterateliers wird es nicht geben, aber mit dieser erstmals eingerichteten digitalen Ausstellung sind lohnenswerte Einblicke in das aktuelle Schaffen der Studierenden in diesem so anderen Jahr möglich. Das Institut für Bildende Kunst lädt herzlich dazu ein, auf dieser Seite ausgewählte Arbeiten der Studierenden und Projekte des Instituts für Bildende Kunst der Philipps-Universität Marburg zu erkunden.

Das Logo der virtuellen Ausstellung SOSO2020 spielt mit der formalen Analogie des Wortes SO und der Zahl 20 und verhandelt in der angedeuteten Spiegelung den permanenten Zustand der Reflexion über dieses merkwürdige Jahr und unsere Verflechtung darin. Wie positionieren und verhalten wir uns? Wie halten wir aus, dass wir unsicher und gezwungen sind, soziale Gewohnheiten für lange Zeit aufzugeben, Abstände einzuhalten und uns sehr lange in den eigenen vier Wänden zu isolieren? Fragen wie diese ziehen sich wie ein roter Faden durch die unterschiedlichen künstlerischen Ansätze, in denen möglicherweise emotionale Zustände offengelegt werden oder tiefere Antworten zu finden sind.